Die elektrochemische CO2-Reduktion stellt einen vielversprechenden Weg dar, um CO2 als Rohstoff für Chemikalien und Kraftstoffe nutzbar zu machen. In diesem Artikel gehen wir auf die technisch-wirtschaftlichen Aspekte der CO2-Elektrolyse ein und beleuchten die Rentabilität einiger Reaktionsprodukte in verschiedenen Szenarien.
Für die Bewertung von CO2-Konversionstechnologien werden in der einschlägigen Literatur verschiedene Kriterien herangezogen. Auf Basis dieser Indikatoren geben wir im Folgenden einen Überblick zur technischen, energetischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der elektrochemischen CO2-Reduktion (eCO2R):
Anmerkung: Eine Gegenüberstellung verschiedener CO2-Konversionstechnologien finden Sie in unserem Artikel CO2-Verwertung: Methoden und Herausforderungen.1
Die elektrochemische CO2-Reduktion ist eine der einfachsten und technisch ausgereiftesten Technologien zur Umwandlung von CO2 zu Wertprodukten:
Im Vergleich zu alternativen Konversionstechnologien verzeichnen CO2-Elektrolyse Systeme einen niedrigen Energiebedarf und arbeiten hocheffizient. Darüber hinaus können CO2-Produkte als Kraftstoffe oder zur Energiespeicherung (z.B. Ameisensäure-Brennstoffzelle) genutzt werden.
CO2 lässt sich über elektrochemische Reaktionen zu einfachen Verbindungen, beispielsweise Ameisensäure, CO, Methanol, Propanol oder auch Ethanol und Ethylen umsetzen. Für diese CO2-Elektrolyse Produkte besteht grundsätzlich ein hohes Marktpotenzial, wobei sich Ameisensäure (HCOOH) und ihre Salze (Formiate) sowie Kohlenmonoxid (CO) als die wirtschaftlich sinnvollsten Produkte herauskristallisiert haben.
Ausgehend von den normalisierten Marktpreisen (gespeicherte Energie und Marktgröße) sind CO und Ameisensäure die rentabelsten Produkte. Die Normalisierung auf die Anzahl der benötigten Elektronen zur Herstellung der Produkte berücksichtigt die Stromkosten für die Herstellung eines Produkts.
Der Markt für diese beiden Produkte ist zwar begrenzt, die Möglichkeit der Umwandlung von CO und Ameisensäure in wertvollere Produkte macht sie jedoch zu einem attraktiven Zielprodukt.
Diese Einschätzung basiert auf verschiedenen Analysen, auf welche wir bereits in unserem Artikel zum Marktpotenzial von CO2-basierten Produkten eingegangen sind.3
Abbildung 1: Faraday-Wirkungsgrad und Selektivität der Reduktion von CO2, Eigendarstellung
Kohlenmonoxid ist derzeit das vielversprechendste Produkt zur CO2-Reduzierung, ausfolgenden Gründen:
Um einen langfristigen Überblick zu erhalten, haben wir verschiedene technisch-wirtschaftliche Ergebnisse der CO2-Elektrolyse aus der Literatur für verschiedene Produkte und verschiedene Prozessannahmen analysiert. Besonders aussagekräftig sind die Ergebnisse nachfolgender Analyse, die für verschiedene Umwandlungsprodukte die Prozesskosten einschließlich Materialverbrauch, Kapital- und Stromkosten untersucht.4
Tabelle 1: Prozess-Annahmen CO2 Elektrolyseur Modell, adaptiert nach 4
Die Analyse des Kapitalwerts (NPV) für die wichtigsten Produkte zeigt, dass unter den Bedingungen des Basis Szenarios CO und Ameisensäure die einzigen rentablen Produkte für das CO2-Elektrolyse System wären. Dies liegt daran, dass CO und Ameisensäure den höchsten Marktwert pro Elektron aufweisen. Für die Rentabilität von Alkoholen ist eine verbesserte katalytische Leistung notwendig.
Abbildung 2: Kapitalwerte verschiedener Chemikalien am Ende des Lebenszyklus, die durch eCO2R unter Basis- und optimistischen Bedingungen hergestellt wurden. „X“ bedeutet, dass der Kapitalwert nicht berechnet wurde, da der jährliche Nettoertrag negativ und damit die Produktion unrentabel wäre. Adaptiert nach 4
In der detaillierten Aufschlüsselung der Prozesskosten für jedes Produkt wird deutlich, dass Ameisensäure und CO den geringsten Strombedarf pro kg des Produkts verzeichnen, wodurch sich die Stromkosten und Größe des Elektrolyseurs reduzieren. Im Vergleich dazu wird beispielsweise die geringe Rentabilität von Ethylen durch den hohen Stromverbrauch und hohen Bedarf an CO2-Rohstoffen verursacht.
Abbildung 3: Investitions- und Betriebskosten zur Herstellung verschiedener Chemikalien unter optimistischen Bedingungen. Adaptiert nach 4
Die Kosten für die Anlagenbilanz (Balance of Plant, BoP) wurde mit 35 % der Gesamtkosten des Elektrolyse-Systems angenommen. Die BoP umfasst alle unterstützenden Komponenten und Hilfssysteme des CO2-Elektrolyse Systems.
Anzumerken ist auch, dass die Destillations- und PSA-Systeme zur Auftrennung von flüssigen bzw. gasförmigen Produkten zwar ähnliche Investitionsanforderungen aufweisen, die Druckwechsel-Adsorption (PSA) jedoch deutlich niedrigere Betriebskosten hat. Obwohl PSA das günstigere Verfahren darstellt, würde voraussichtlich die zusätzlich erforderliche Kompression der Gasprodukte für Transport und Lagerung die Kosten erheblich in die Höhe treiben.
Die Sensitivitätsanalyse veranschaulicht den Einfluss verschiedener Parameter auf die Rentabilität des Prozesses. Der Wertebereich, der für jeden Parameter berücksichtigt wurde, ist in nachfolgender Tabelle aufgeführt.
Tabelle 2: Wertebereich für die Sensitivitätsanalyse des Kapitalwerts. Adaptiert nach 4
Die wichtigsten Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse zeigen folgendes Bild:
Abbildung 4: Sensitivitätsanalyse des Kapitalwerts unter optimistischen Bedingungen am Ende des Lebenszyklus für Produkte aus der CO2-Konversion (vgl. Abb. 2). Die Mittellinie repräsentiert den Kapitalwert auf Grundlage der Basis-Sensitivitätsparameter. Die dunkelblauen Balken zeigen die Auswirkungen der Parameter auf den Kapitalwert im „besseren“ Szenario, die hellblauen Balken die Auswirkungen im „schlechteren“ Szenario (vgl. Tab.2). Adaptiert nach 4
Die elektrochemische CO2-Reduktion ist eine aufstrebende Technologie, die in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit sowohl zur Energiespeicherung als auch zur Versorgung mit Basischemikalien beitragen wird.1 Vor allem die Reduktion von CO2 zu CO mit nachfolgenden Prozessen zur Herstellung von weiteren Mehrwertprodukten, beispielsweise Fischer-Tropsch-Verfahren, kann ein profitabler Weg sein.
Um das „Valley of Death“ zu überbrücken und die wirtschaftliche Zukunft dieser Verfahren zu ermöglichen, muss sich der Schwerpunkt der Forschung auf großtechnisch einsetzbare und erschwingliche Materialien verlagern. Eine enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie ist erforderlich, um den technologischen Fortschritt auf dem Gebiet der CO2-Elektrolyse zu gewährleisten.
Auch die Produktabtrennung ist ein komplexes und kostenintensives Verfahren, weshalb es wünschenswert ist, hochkonzentrierte Einzelprodukte zu erhalten. Im Falle von CO und Ameisensäure kann dieses Kriterium bereits im großen Maßstab erfüllt werden.
Die Zukunft gestalten kann niemand alleine. Deshalb sucht GIG Karasek Partner aus Forschung und Industrie, um die Leistungsfähigkeit der CO2-Umwandlungstechnologie in größerem Maßstab zu demonstrieren.
Wir übernehmen die gesamte Projektabwicklung, unterstützen im operativen Bereich und sorgen für den Kompetenzaufbau der Mitarbeiter. GIG Karasek bietet damit Wertschöpfung über die gesamte Lebensdauer der Anlage.
Abbildung 5: Exemplarischer Projektablauf für Forschungskooperationen und Pilot-Anlagenprojekte, © GIG Karasek.
Einfache Produkte wie CO und Ameisensäure sind unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen und auf Grundlage des aktuellen Stands der Technik bei Elektrokatalysatoren am rentabelsten. Um die industrielle Anwendung der CO2-Elektrolyse zur Marktreife zu bringen, sind jedoch weitere Forschungs- und Pilotprojekte in einem realen industriellen Umfeld erforderlich.
1 Mohammad Rezaei, M. B. A. (2023). CO2 Verwertung: Methoden & Herausforderungen. Gigkarasek.com. Abgerufen 22. Februar 2023, von https://www.gigkarasek.com/de-at/blog/co2-verwertung-methoden-herausforderungen
2 Nishikawa, E. (2022). CO2 conversion & utilization pathways: Techno-economic insights. PreScouter. Abgerufen 22. Februar 2023, https://www.prescouter.com/2022/04/co2-conversion-utilization-pathways/
3 Mohammad Rezaei, M. B. A. (2022). CO2 Verwertung: 5 Gründe, warum sich Unternehmen jetzt beteiligen sollten. Gigkarasek.com. Abgerufen 22. Februar 2023, von https://www.gigkarasek.com/de-at/blog/co2-verwertung-0
4 Jouny, M., Luc, W., & Jiao, F. (2018). General techno-economic analysis of CO2 electrolysis systems. Industrial & Engineering Chemistry Research, 57(6), 2165–2177. American Chemical Society. General Techno-Economic Analysis of CO2 Electrolysis Systems | Industrial & Engineering Chemistry Research (acs.org)